Rund 35 Millionen Menschen waren Ende 2013 weltweit mit HIV infiziert, über 2 Millionen stecken sich jedes Jahr neu mit dem Virus an, berichtet die World Health Organization (WHO). Auch in Deutschland werden jedes Jahr 3.000 Neuinfektionen mit HIV festgestellt und die Anzahl der mit einer HIV-Infektion lebenden Menschen steigt weiter an. Jährlich werden Schätzungen zufolge rund 22 Milliarden US-Dollar in Behandlung und Pflege von HIV-Patienten investiert. Nur ein wirksamer Impfstoff könnte diese epidemische Entwicklung stoppen.
Seit 30 Jahren arbeiten Forscher fieberhaft an der Entwicklung eines solchen Impfstoffs, doch erst jüngste Fortschritte geben Anlass zur Hoffnung auf baldige Erfolge: Wissenschaftlern ist es gelungen, Antikörper zu isolieren, die in präklinischen Tests eine HIV-Infektion erfolgreich verhindert haben und die erstmalig gleichzeitig gegen die meisten HIV-Varianten wirksam sind. Außerdem zeichnen sich neue Möglichkeiten beim Einsatz der Strukturbiologie für das Design noch besserer Impfstoffe ab.
An der FAU Erlangen-Nürnberg widmen sich die Forscher des Virologischen Instituts des Universitätsklinikums Erlangen einer neuartigen Impfstrategie gegen HIV, die sich die Immunantwort zunutze macht, die ein aktuell bereits zugelassener Impfstoff gegen Hepatitis B im Körper auslöst. Im Organismus eines geimpften Patienten werden sogenannte T-Helferzellen gebildet, die den körperfremden Eindringling erkennen, meist an einem bestimmten Eiweiß des Virus. Baut man dieses Erkennungsmuster in einen HIV-Impfstoff ein, sollte dies auch die Immunantwort gegen das HI-Virus verbessern.
Teil einer schlagkräftigen Forschungsinitiative
"Durch das EU-Projekt können wir unser Impfkonzept bis hin zu ersten klinischen Studien überprüfen", so Prof. Dr. Klaus Überla. "Wir sind froh, Teil dieser schlagkräftigen Forschungsinitiative zu sein und freuen uns auch, die Kooperation mit Industriepartnern in diesem Kontext zu vertiefen." Professor Robin Shattock, Department of Medicine am Imperial College London und Koordinator von EAVI2020, schätzt die Erfolgsaussichten dieser standortübergreifenden Zusammenarbeit ebenfalls hoch ein: "Das neue Projekt wird uns schneller voranbringen als bisher, weil es das Know-how eines multidisziplinären Teams - bestehend aus Molekularbiologen, Immunologen, Virologen sowie Biotechnikern und Klinikern - bündelt und so die Voraussetzungen schafft, die jüngsten Erkenntnisse aus den Laboren möglichst schnell durch präklinische Studien, Herstellung und klinische Tests schleusen zu können."
Quelle: uni | mediendienst | forschung Nr. 66/2015
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Prof. Dr. Klaus Überla
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